Fußstapfen des italienischen Faschismus trat, dessen brutale, unmenschliche, grausame Methoden ich in Italien kennengelernt hatte. Irgendeine strafbare Handlung hatte ich ebensowenig wie meine zahlreichen Gesinnungsfreunde begangen, die mit mir gleichzeitig in ganz Deutschland verhaftet wurden, um so die freie deutsche Arbeiterbewegung zu zerschlagen.
In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1934 wurde ich von fünf Mitgliedern der Geheimen Staatspolizei in meiner Wohnung verhaftet und wegen ,, Vorbereitung zum Hochverrat" unter Anklage gestellt. Ich hatte, in der Hauptsache gestützt auf Mitglieder meiner Partei, eine Bewegung gegen den Nationalsozialismus organisiert. Aber es waren nur zwei der von mir verfaßten Flugblätter durch den Polizeispitzel Macek aus Wiescherhöfen bei Hamm ( Westf.) in die Hand der Gestapo gefallen. Ich wurde, mit Handschellen gefesselt, in eine Gitterzelle im Keller der Dortmunder Steinwache gesperrt und zahlreichen Vernehmungen unterzogen, dabei insgesamt siebzehnmal ,, hart vernommen", d. h. bei siebzehn dieser Vernehmungen wurde der Versuch gemacht, mich durch Stock- und Gummiknüppelschläge auf den Rücken, das Gesäß, gegen die Schienbeine und gegen den Unterleib zu einem Geständnis zu bringen. Es gelang mir, meinen Entschluß, unter keinen Umständen einen meiner Gesinnungsfreunde zu verraten oder zu belasten, aufrechtzuerhalten.
Am 28. Juli 1935 wurde ich vom 3. Senat des Volksgerichtshofes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Acht Monate der erlittenen Untersuchungshaft wurden mir angerechnet. Die vom Staatsanwalt beantragte Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren wurde vom Gericht abgelehnt. Diese Zuchthausstrafe ist die einzige Strafe meines Lebens. Ich habe auch während meiner Strafhaft und meiner Konzentrationslagerzeit keine Haus- oder Disziplinarstrafe erlitten.
Die Zuchthausstrafe verbüßte ich über folgende Stationen: Münster , Neusustrum , Börgermoor , Plötzensee- die berühmte ,, Plötze" war eine Zeitlang wegen Raumnot in ein Zuchthaus verwandelt, Oslebshausen, Celle und Moorlager Lührsbockel in der Lüneburger Heide .
Am 28. November 1938 war meine Strafhaft zu Ende, aber ich wurde nicht entlassen, sondern ohne irgendeine Eröffnung in Polizeihaft ge
10


