DIE GEDICHTE

Ich habe sie bei mir getragen in meiner Häftlingskluft, ein Bändchen heimlicher Verse zwischen Galgen und Typhusduft.

Ich wußte: wenn sie die finden, wehe, dann hänge auch ich. k Sie haben mich ausgezogen, sie prüften, sie filzten mich.

In den abgelegten Klamotten heimlich verbarg ich sie Diese Worte, die alles enthalten: Mensch, Gott und Vieh.

Einmal ließ ich sie liegen

auf dem Appellplatz im Dreck. Ein Häftling kann alles brauchen, die Verse nahm keiner weg.

So hab ich sie bei mir getragen, Re ich bin mit dem Galgen vertraut, hab oft bei ihm gestanden und still mein Brot gekaut.

Doch diese Verse blieben mein letztes Stück Land, der Ehre und der Seele beschworenes Unterpfand.

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