SCHAM
Bedenke eins: daß Du nie Scham erregst! Solange bist Du Mensch, als Du des Andern,
des Andern Scham schonst wie die eigne Scham, wenn Du auch sehr des Menschen Leiden trägst.
Ganz in der Tiefe hat die Scham ihr Haupt.
Im dunklen Innern reckt sie sich blutrot.
Wohl, dessen Hand von Schand und Schweiß verstaubt, der Scham tief-innres Antlitz nie bedroht!
Denn wo dies Antlitz einer Scham verletzt,
kann nie ein Mensch verwinden und vergessen.
Und selbst im Mörder— wer kann Scham ermessen— achte dies Menschlichste zu allerletzt!


