DER BROTDIEB
Es kräht der Hahn. Hört Ihr, was er kräht: Solidarität! Solidarität!
Sie haben ihn aus dem Leben gejagt,
denn er hat niemand gebeten und keinen gefragt,
er hat sich genommen das armselig Brot,
er war hungrig, er nahm’s mit dem Blick in den Tod— darum jagen sie ihn durch die Kette,
Solidarität! Solidarität!
(ja, das fordert die Etikette.)
Im grauen Morgen krähte der Hahn Solidarität! Solidarität!
Da stellten sie ihn in das letzte Glied
und packten ihn hart, damit er nicht flieht. Zwei Genossen gehen neben ihm her,
denn er’soll heute büßen hart und schwer. Auch die Posten sind orientiert,
sie haben schon das Gewehr geschmiert— Solidarität, Solidarität
(das fordert die Etikette).
Die Arbeitskolonne zieht singend dahin.
Noch kräht der Hahn: Solidarität!
Am Baume der letzte Apfel reift,
Die Nebel steigen, der Herbstwind pfeift,
da reißt sich der Dieb aus dem schreitenden Glied und greift nach dem Apfel, der lockend glüht.
Ein Schuß fällt: Solidarität.
Er ist tot— und kein Hahn, der nach ihm kräht— (das fordert die Etikette).


