FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN

Wieder öffnen und schließen sich Gefängnistore. Wir werden in einen kalten Flur geschoben, wo wir zwei Stunden stehen müssen. Die Glieder schmerzen.

Bei

dem geringsten Geflüster schlägt ein SS- Polizist mit einer langen Peitsche über die Köpfe. Wenn er jemand trifft, entsteht langsam ein roter Striemen. Aber keiner wagt, ein Wort zu sagen. Nur die Augen funkeln böse und kalt. Endlich ertönt ein gellender Pfiff. Wir müssen den Korridor heraufrennen. Rechts und links stehen SS - Wachen, die uns mit Peitschen und Fuẞtritten be­arbeiten, uns unflätig beschimpfen und wiehernd lachen, wenn ihnen ein Schlag oder Tritt besonders geglückt ist. Wir kommen in einen großen, kalten Raum. Dort werden die Personalien aufgenommen. Die Dolmetscher treten in Tätigkeit.

Das Gefängnis ist überbelegt. Wir verbringen die Nacht auf dem kalten Stein. Strohbetten oder Verpflegung sind nicht vorhanden. Die Wände triefen vor Nässe. Wir sind in diesem Raum etwa fünfhundert Menschen, Männer und Frauen. Aborte gibt es nicht, in der Ecke stehen ein paar Eimer mit Kalk. Die Luft ist unbeschreiblich. Ich habe es in dieser Nacht erlebt, daß für eine Zigarette hundert Mark geboten und bezahlt wurden. Am folgenden Morgen komme ich mit sechs deutschen politischen Häftlingen, lauter anständigen Menschen, in eine kalte Zelle. Ich atme auf. Wir bekommen ein paar dünne Matratzen, um auf dem Steinfußboden wenigstens nachts etwas vor der Kälte geschützt zu sein.

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