zu kommen, wo sie den Füllhalter holen wollte. Gern ging ich mit ihr, gespannt, wie zu normalen Zeiten die Einrichtung innen war. Sieh da, zwar auch eng und nicht zu vergleichen mit den schönen Räumen unseres Heims, aber sauber und mit allen nur möglichen Mitteln freundlich und wohnlich gestaltet. Mit herzlichem Dank nahm ich den Füllhalter entgegen und trennte mich nach der Begrüßung anderer alter Bekannter von den Bewohnern der Baracke. ,, Wir haben es noch gut", erzählte mir eine der alten Frauen ,,, wir mußten wenigstens nicht aus unserer Baracke hinaus, wenn auch fast alle Baracken eine ganze Reihe von denen in ihre Räume aufzunehmen hatten, die die ihrigen für die Dauer des Sammellagers zur Aufnahme der zu Deportierenden haben räumen müssen." ,, Haben Sie schon zu Mittag gegessen?" fragte mich ein alter früherer Heiminsasse, der mich eben begrüßt hatte. Ich verneinte. ,, Sie müssen in Ihre Baracke zurückgehen“, erklärte er ,,, Sie werden dann nach und nach alle zum Essen geführt, das wir hier Wohnenden schon eingenommen haben." Schnell lief ich in meine Stube in Nr. 7 und fand unsere Zimmerälteste gerade dabei, uns in Reih und Glied zu zweien zum Abmarsch in den Speiseraum aufzustellen. Ich reihte mich ein, gleich darauf marschierten wir ab. Der Speiseraum lag in einer der Baracken nahe dem Tor, durch das wir hineingefahren waren. Er schien mir bis in das letzte Winkelchen voll zu sein, aber an einer Reihe von Tischen wurde durch Zusammenrücken noch Platz für uns geschaffen. Ich traf Altschülers wieder, setzte mich zu ihnen und ließ mir erzählen, wie es ihnen gegangen war. Man hatte Herrn Altschüler bei der Kontrolle übel mitgespielt und ihm viele Sachen aus Rucksack und Deckenrolle fortgenommen, darunter den Lederriemen, der letztere zusammenhalten sollte. Ich versprach ihm, Riemen oder Gurte dafür bei den ständigen Insassen der Baracke zu beschaffen. Da kam unser Essen. Wir erhielten ein einfach zubereitetes Eintopfgericht, Weiẞkraut mit Kartoffeln zusammengekocht. Jugendliche
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