Wirkungsweise und infolgedessen auch in ihrer Leistungs-fähigkeit nachgeahmt worden ist.
Wenn die geistigen Fähigkeiten eines Menschen eine Art höherer oder reicherer Arbeitskraft bedeuten als seine körperlichen Kräfte, dann hat seine geistige Befähigung einen höheren Arbeitswert als seine körperliche Leistungsfähigkeit. Auf jeden Fall läßt sich sofort feststellen, daß eine hohe geistige Entwicklung, die mit unbedeutenden Körperkräften gepaart ist, mehr Arbeitswert hat als eine unbedeutende geistige Entwicklung, neben der eine hochentwickelte Körperkraft steht: Die ganze Geschichte der Menschheit ist ein monumentaler Beweis für diese Tatsache. Es ist deshalb eine Forderung der Vernunft, daß man den höherwertigen Arbeitsfähigkeiten, die auf Wissen und Erfahrung beruhen, mehr Achtung entgegenbringen sollte als den Fähigkeiten niederer Art, die lediglich auf körperliche Kraft gegründet sind.
Die Bedürfnisse oder die Ordnung der Gemeinschaft können manchmal eine Minderung in der Wertschätzung solcher geistigen Gaben erzwingen, die bestimmten Menschen eigen sind. Aber das geschieht dann nicht aus einer Verkennung dieser Begabungen, sondern vielmehr trotz der Hochachtung, die man diesen Begabungen zollt, und dann bedauert man auch zutiefst, daß man diesen geistigen Fähigkeiten nicht die gebührende Achtung erweisen kann.„ Erst das Leben, dann erst die Philosophie!" Auch jeder Einzelmensch muß zunächst einmal materiell existieren können, um dann ein geistiges Leben zu führen.
1
Jeder, der deshalb bewußt und ohne den Zwang der Notwendigkeit den geistigen Fähigkeiten die Achtung verweigert, der die Quelle menschlichen Fortschritts nicht anerkennen. will, der alle kulturellen Werte der Menschheit miẞachtet, der keine Achtung vor der Erscheinung Mensch als Wesen einer eigenen Ordnung hat, das sich über alle anderen Geschöpfe der Welt herausgehoben hat, der erniedrigt grundsätzlich den Menschen zum Tier, der spricht dem Menschen die Menschlichkeit ab; er verkennt und verneint die menschliche Persönlichkeit.
Das ist denn auch genau das, was der unmaskierte Nationalsozialismus im Konzentrationslager vorhat. Und das macht auch die dort herrschende Auffassung von dem, was Arbeit ist und was nicht, durchaus folgerichtig.
92


