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erbung noch im Blut, es wäre eine Entschuldigung für die vielen Todsünden. Tausendfältiges Unrecht war von längst vermoderten Vorfahren eines grausamen Untermenschentums begangen worden. Aber das zwan­zigste Jahrhundert sollte doch Ehrfurcht und Achtung vor dem Menschenleben haben. So ist es unverständ­lich, daß zwischen dem gebildeten, humanen, deutschen Volke Nachkommen leben, die die Peitsche ihrer Vor­fahren neu ergriffen haben und, vom förichten Haß und Machtrausch getrieben, auf wehrlose Opfer, ihre eige­nen Brüder, losschlagen.

Das deutsche Volk ist ein unglückliches Volk, das Mitleid verdient.

Alle seine Ideale sind ihm verlorengegangen. Die großen Dichter, Denker und Musiker leben nicht mehr als bestes geistiges Nationalgut in seinem Herzen. Sie sind verdrängt und ausgestoßen und mußten einem Göt­zen Platz machen. Auch die Religion ist abgeschafft worden. Alle Mitglieder der NSDAP mußten aus der Kirche austreten. Sie haben ihren Gott und ihren Herrn, Jesus Christus , verleugnet.

Das Maß ihrer Sünden war so angewachsen und groß geworden, daß Gottes Barmherzigkeit daran scheitern mußte.

Wer mit Gewalt herrschen will, setzt sich von Anbe­ginn ins Unrecht. Denn jeder Zwang erzeugt Gegen­zwang.

Wer aber aus Gerechtigkeit handelt und sich von der Güte gegen alle Geschöpfe leiten läßt, der löst die Spannungen aus und Vertrauen setzt ein. Fröhlich und gut gegen jedermann sein schafft das Verständnis und die Brücke zum harmonischen Zusammenleben.

Es war nicht zu verstehen, daß das deutsche Volk in seinen Reihen so entartete Menschen einschloß, die er­barmungslos gegen die eigenen Brüder wüteten. Jeder einzelne von ihnen hatte eine Mutter, einen Vater, viel­leicht eine Schwester oder Bruder gehabt. Familien­bande hatten ihn umschlossen. Er lebte in einem Kreis,

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